I
Zeittafel.
Älte Geschichte.
Erste Periode.
Menes gründet, das Reich von Memphis (um 3000). — Erbauung der drei großen Pyramiden. — Das Labyrinth. — Die Hyksos.
Die Inder am Indus und Ganges.
Babylon am Euphrat, Tempel des Bel. — Ninive am Tigris, Ninus und Semiramis.
Abraham, der Stammvater der Israeliten.
1350 Ramses Ii. (Sesostris) in Aegypten.
Moses, Gesetzgeber der Israeliten.
1200 Blüthe des phönicischen Handels, Sidon und Tyrus.
1184 Troja's Zerstörung.
1070 Saul, erster König von Israel. 1050 David. 1000 Salomo.
980 Theilung des Reiches: Juda und Israel.
880 Lykurg, Gesetzgeber in Sparta. — Die Phönicier gründen Karthago.
754 (753) Erbauung Roms. .
720 Zerstörung des Reiches Israel durch Salmanassar, K. von Assyrien. 650 Psammetich, König von Aegypten.
594 Solon, Gesetzgeber in Athen.
586 Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar, K. v. Babylon.
Zweite Periode.
560—529 Cyrus stiftet das große persische Reich. — Krösus, K.
von Lydien. — Eroberung Babylons.
525 Kambyses von Persien und Psammenit von Aegypten.
510 Vertreibung des letzten römischen Königs. Lucretia.
507 Porsenna, Horatius Cocles, Mucius Scävola und Elölia.
500 Darms Hystaspis, König von Persien (521 — 485).
490 Miltiades besiegt die Perser bei Marathon. — Menenius Agrippa. Coriolan.
480 Themistokles besiegt die Perser bei Salamis.
479 Schlachten bei Platäa und Mykale.
450 Appius Claudius und Virginia.
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. - 31
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Extrahierte Ortsnamen: Memphis Ninive Ninus Tyrus Israel Juda Israel Sparta Karthago Roms Assyrien Athen Babylons Persien Persien Salamis
Aegypter. Israeliten.
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Nach Psammetich regierte sein Sohn Nechao, welcher das Reich Israel unterwarf, besonders aber deshalb merkwürdig ist, weil er den Versuch machte, das mittelländische und das rothe Meer durch einen Kanal zu verbinden und weil er, um neue Handelsverbindungen anzuknüpfen, Afrika durch ph o enteis che Seeleute umschiffen ließ. Sein Enkel Hophra (Apries) wurde durch eine Empörung vom Throne gestoßen und der Feldherr Amasis wurde König. Dessen Sohn und Nachfolger Psammenit war der letzte der Pharaonen; er verlor in der Schlacht bei Pelusium 525 Sieg und Reich an den Perserkönig Kambyses. So mußten, obgleich unter mannigfachen Empörungen, die Aegypter das persische Joch tragen, bis Alexander der Große sie seinem großen Reiche einverleibte.
4. Israeliten.
Wenn man von Aegypten über die Landenge von Suez ging, gelangte man ins Land der Israeliten, Kanaan, das gelobte Land, später Palästina genannt. In diesem Ländchen befindet sich das todte Meer, in welches der Jordan fällt. Noch zu Abrahams Zeiten war da, wo jetzt der See ist, ein fruchtbares Thal mit mehreren Städten und grünen Triften. Da aber die Einwohner von Sodom und Gomorra ruchlos waren, so ließ Gott, nach der biblischen Erzählung, die Städte und das ganze Thal untergehen. Und noch heut liegt es wie ein sichtbarer Fluch des Himmels auf dieser Gegend. Elf Meilen lang zieht sich dieser in seiner Art einzige See hin. Andere Seen stellen das Bild der Lebendigkeit dar, erheitern die Gegend, erleichtern den Verkehr der Menschen, wimmeln von Fischen und andern Wasserthieren und geben den umwachsenden Bäumen und Gräsern ein frischeres Grün. Hier von Allem das Gegentheil. Kein Fisch, kein Schalthier, kein Seegewächs gedeiht in seinen Gewässern. Die ringsum sich .erhebenden hohen Berge stellen ein grausenerregendes Bild des Todes der Natur dar. Auf ihnen wächst kein Baum, kein Gras, keine Pflanze. Eine schauerliche Wildniß! Tiefe, senkrechte Abgründe zerreißen die braunen Sandsteinberge. Nur einzelne Stellen sind des Anbaues fähig und von wenigen armen Arabern bewohnt; selten nur wird die übrige Einöde des Ufers von einem wißbegierigen Reisenden betreten. Das Wasser des Sees ist salzhaltig, und nicht selten sieht man, vorzüglich des Morgens, eine dichte
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Phönicier. Babylonier. Assyrer. Meder.
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so mochten wohl die Damen der alten Welt sich nicht für recht geputzt halten, wenn sie nicht ein sidonisches Gewand trugen, oder ihr Hals nicht mit einer Kette von Gold, Elfenbein oder Bernstein, in Tyrus angefertigt, geschmückt war.
Den Phöniciern wird endlich die Erfindung des Alphabets zugeschrieben. Wenn auch vor ihnen schon Versuche gemacht worden waren, Gedanken und Vorstellungen bildlich auszuzeichnen (Hieroglyphen), oder wohl gar schon Silben schriftlich auszudrücken, so sind doch die Phönicier es gewesen, welche die Laute einzeln bezeichnet und die Buchstabenschrift erfunden haben. Dann haben sie dieselbe bei ihren vielfältigen Handelsverbindungen auch zu andern Völkern verbreitet und ihnen damit ein sehr wichtiges Element der geistigen Cultur zugeführt.
6. Babylonier. Ayssrer. Meder.
Von Phönicien östlich gelangt man an zwei große Ströme, die auf den Abhängen der armenischen Alpen entspringen und endlich miteinander in den persischen Meerbusen fallen, Euphrat und Tigris. An diesen Flüssen lagen im grauen Alterthume zwei mächtige Reiche, Babylonien (zwischen beiden Strömen) und Assyrien (auf der linken oder östlichen Seite des Tigris), von denen bald das eine, bald das andere als das älteste genannt wird. Ihre Gründung läuft in die älteste Zeit hinauf und ist in Fabeln gehüllt; wahrscheinlich war hier der (Schauplatz, wo Nimrod seine Herrschaft stiftete. Beide Völker waren eroberungssüchtig und führten häufige Kriege untereinander und mit den benachbarten Reichen.
Zu der Zeit, wo Abraham lebte, vielleicht noch früher — man glaubt 2200 Kahre vor Christus, lebte in Assyrien ein wilder Eroberer, Ninos, der große Züge, wie später Sesostris in Aegypten, unternahm und Babylonien und Medien eroberte. Er erbaute Ninive, eine ungeheure Stadt. Sie hatte an 12 deutsche Meilen im Umfange; die Mauern waren 100 Fuß hoch und so breit, daß oben drei Wagen nebeneinander fahren konnten. Auf ihnen standen 1500 Thürme, jeder 200 Fuß hoch. Wir würden die Beschreibung von der Größe der Stadt für Fabelei halten, hätten wir nicht in Indien und Aegypten noch Ruinen übrig, die uns die Möglichkeit solcher Riesenstädte und den Geschmack des Alterthums daran beweisen. Und doch waren von Ninive nur formlose, düstere Erd-
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Alte Geschichte. 2. Periode. Perser.
dazu in Medien vorbereitet. Er solle sich nicht fürchten; denn wenn der König ihm ein Heer entgegenschicken würde unter seiner oder eines andern Meders Anführung, so würde es alsbald zu ihm übergehen. Cyrus besann sich nicht lange. Seinen Großvater konnte er überdies nicht leiden; er hatte es ihm nicht vergessen, daß er ihn hatte todten lassen wollen. Geschwind rief er die Einwohner von Persis zusammen. Er trat unter sie und sprach: „Hört, ihr Perser! Der König Astyages hat mich durch das Schreiben hier zu euerm Befehlshaber ernannt. Demnach befehle ich euch, daß ihr gleich sammt und sonders mit einer Sichel vor mir erscheint." — Alle liefen nach Hause und waren bald wieder da. Nun führte er sie auf ein großes Feld, das ganz mit Dornengebüsch übersäet war, und befahl ihnen, es zu reinigen. Die Perser gehorchten und arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts; endlich am Abend war Alles fertig. „Gut, Kinder!" sagte Cyrus; „morgen kommt wieder, aber in Feierkleidern." — Als sie erschienen, bewirthete er sie trefflich und fragte sie dann, welcher Tag ihnen besser gefalle? — ,Md du fragst noch, Cyrus?" antworteten sie; „der heutige und und der gestrige sind wie Tag und Nacht." „Gut!" rief Cyrus und trat mitten unter sie; „so hört denn: folgt meinem Rathe und fallt vom Astyages ab; dann sollt ihr frei sein von den Banden der Knechtschaft und viele Tage wie den heutigen genießen. Wollt ihr aber nicht, so wird es an solchen Mühseligkeiten nicht fehlen, wie ihr gestern erlitten habt. Nun! entschließt euch!" Alle jauchzten ihm zu und versprachen ihm Beistand. Da Astyages von der Empörung hörte, sandte er einen Boten an Cyrus und ließ ihn zu sich entbieten. „Geh!" sprach Cyrus, „und sage deinem Herrn, ich würde eher bei ihm sein, als ihm lieb sein würde." Nun schickte Astyages ein Heer den Rebellen entgegen und wählte zum Anführer — den Harpagos. Gleich beim ersten Zusammentreffen ging dieser mit einem großen Theile des Heeres zum Cyrus über. Astyages knirschte; er ließ die Magier, die ihm zur Erhaltung des Cyrus gerathen hatten, ans Kreuz schlagen; dann ging er selbst zu Felde. Aber sein Heer wurde geschlagen und er selbst gefangen. Jetzt trat Harpagos vor ihn, lachte und spottete seiner, warf ihm jene grausame Mahlzeit vor und gefiel sich darin, ihm recht viel Herzkränkendes zu sagen. Der gefangene König hörte ihn lange ruhig an; endlich sprach er: „Du bist ein verworfener
Mensch! denn du hast um eines dir allein zugefügten Unrechts willen ein ganzes Volk unglücklich gemacht." Er hätte noch
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Krösus und Solon.
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hinzufügen können, daß es schändlich sei, eines Unglücklichen zu spotten.
Cyrus war nun Herr von Medien und zugleich von Persis. Nach diesem kleinen Ländchen nannte er nachher das ganze große Reich, welches er sich unterwarf, Persien. Er heißt also mit Recht der Stifter des persischen Reichs, welches über 200 Jahre sich erhalten hat. Er regierte von 560—529 v. Chr. In einer Folge glücklicher Kriege bezwang er alle benachbarten Völker und Länder: Assyrien, Babylonien, Kleinasien und andere, streifte bis an Aegyptens Grenze und drang bis an den Archipel vor. Ehe er das aber konnte, mußte er erst den König Krösus (Kroisos) von Lydien in Kleinasien bezwingen. Dieses Reich stand damals in der Blüthe seiner Macht; unermeßliche Schätze waren in der Königsburg zu Sardes aufgehäuft; Krösus konnte sich für den reichsten Mann seiner Zeit halten. Als er von Cyrus und seinen Fortschritten hörte, gedachte er, ihm Einhalt thun zu können. Bevor er aber den Krieg anfing, fragte er das delphische Orakel um Rath, ob er glücklich sein würde? Um den Apollo recht zu gewinnen, schickte er ihm übermäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheuern Reichthums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, von denen jede über 2000 Thlr. werth war, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silbernes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und silbernes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere.
Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Persien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphische Priester und fragte bei der Gelegenheit die Pythia: ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten würde? Auch hieraus antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maulthier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maulthier wird doch nicht König von Medien werden?" — Aber das Orakel meinte den Cyrus, welcher der Sohn einer Mederin und eines Persers war, also mit einem Maulthiere verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, Alles verwüstend.
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Alte Geschichte. 2. Periode. Perser.
Endlich kam Cyrus und — siegte. „Schlimm," dachte Krösus; „aber das zweite Mal soll es schon besser gehen. Jetzt willst du nach Sardes — so hieß seine Hauptstadt — zurückgehen und nächstes Frühjahr mit stärkerer Mannschaft wiederkommen." — Gesagt, gethan! Zugleich schickte er an alle seine Bundesgenossen und ließ ihnen sagen, in einem halben Jahre möchten sie doch kommen und ihm beistehen. Aber so lange wartete der umsichtige Cyrus nicht; der machte sich rasch auf und folgte dem Krösus nach. Plötzlich erschien er vor Sardes, schlug den Krösus noch einmal und bemächtigte sich der Stadt. Krösus wurde gefangen. Was nützte ihm nun sein ganzer Reichthum, was die theuer erkauften Orakelsprüche ? Obendrein ließ ihn Cyrus im ersten Siegesfeuer in Ketten auf einen hohen Scheiterhaufen setzen und befahl, ihn zu verbrennen. Eben wollte man schon den Holzstoß anzünden, da stieß Krösus tiefe Seufzer aus: „O Solou, Solon, Solon!" rief er mit lauter Stimme. Cyrus hörte das und ließ ihn fragen, wen er da anrufe? Lange konnte man aus ihm nichts herausbringen; endlich sagte er: „er rufe einen Mann, den alle Könige hören möchten." Darauf erzählte er folgende Geschichte.
Mehrere Jahre vorher war der berühmte athenische Gesetzgeber Solon auf seinen Reisen unter anderen auch nach Sardes gekommen und hatte den Krösus besucht, der ihn sehr freundlich aufnahm und einige Tage darauf durch seine Diener in seine Schatzkammer führen ließ, wo ihm alle aufgehäuften Reichthümer gezeigt wurden. Dann fragte ihn Krösus: „Mein lieber Solon, du bist ein weiser und ein vielgereister Mann; sage mir doch, ist dir wohl auf deinen Reisen irgend ein Mensch vorgekommen, der viel glücklicher war als alle Andere?" — Er hoffte, Solon würde ihn nennen; aber dieser besann sich schnell und antwortete: „O ja, König! der Grieche Tellos!" — „Tellos?" sagte Krösus, „Tellos? Von dem habe ich nie gehört; wer war denn der?" — „£)," erwiderte Solon, „das war ein sehr glücklicher Mann; ihm wurden mehrere wohlgebildete, brave Söhne geboren, die gut einschlugen, und er erlebte noch, daß sie wieder Kinder bekamen, die alle am Leben blieben. Ihm selbst ging nichts ab, und endlich fand er einen ehrenvollen Tod. Er zog nämlich mit den Athenern zu Felde und starb, nachdem er die Feinde in die Flucht geschlagen hatte. Die Athener begruben ihn aus öffentliche Kosten und ehrten fein Andenken." — Krösus schüttelte den Kops; er hoffte doch wenigstens die zweite Stelle einzunehmen und fragte, wen er denn
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Alte Geschichte. 2. Periode. Perser.
Erzählung des Krösus nachdenklich; er bedachte, daß ja sein Ende auch noch nicht da sei und daß es sich also mit ihm auch noch sehr ändern könnte. Dieser Gedanke machte ihn milder gegen seinen Feind; er schenkte ihm nicht nur das Leben, sondern behielt ihn
auch fortan als Freund bei sich.
Daß Cyrus die Juden aus der sogenannten babylonischen Gefangenschaft in ihr Land entließ, ist anderweitig bekannt. Ueber das Ende des großen Völkerbezwingers lauten die Nachrichten verschieden. Wahrscheinlich ist er in einem Kriege ums Leben gekommen, den seine unersättliche Eroberungssucht gegen die Völker der tartarischeu Steppe angefangen hatte. Die Königin der Massa-geten, Tomyris, vernichtete das Perserheer in der entscheidenden Schlacht; Cyrus fiel. Die Siegerin ließ einen Schlauch mit Blut füllen und tauchte sein Haupt hinein. „Sättige dich," sprach sie, „an dem Blute, nach dem du so lange gedürstet hast!" — Cyrus hinterließ einen Sohn, den Kambyses, einen Mann von wilder, grausamer Gemüthsart und unersättlicher Herrschsucht (529—523). Er glaubte von dem Könige von Aegypten, Amasis, beleidigt zu sein und zog mit einem Heere nach Aegyptens) Aber ehe er noch hinkam, starb Amasis, und dessen Sohn, Psammenit, mußte für den Vater leiden. Denn Kambyses überwand ihn m eurer Schlacht und nahnt endlich auch die Hauptstadt von Aegypten,
*) Das ist derselbe Amasis, dessen Bundniß mit Polykrates bekannt ist. Dieser Polykrates war der Herr der Insel Samos im ägäischen Meere, und Alles, was er unternahm, glückte ihm; er hatte eine Menge Schiffe, die ihm Inseln und Städte eroberten, er schlug alle seine Feinde, kurz, - nichts mißlang chm. Da das sein Bundesgenosse Amasis von Aegypten hörte, schrieb er ihm einen Brief: „Ge'rn hört man, daß es einem Freunde wohlgeht; aber mich ängstigt dein großes Glück; daher wünschte ich, daß du in manchen Dingen auch einmal unglücklich wärest. Denn ich habe noch von Keinem, der in allen Unternehmungen glücklich war, gehört, mit dem es nicht ein schreckliches Ende genommen hätte. Folge daher meinem Rathe und wirf Das, was dir das Liebste ist, von dir, damit du die neidischen Götter versöhnest."'— Polykrates folgte dem Rathe. Nichts war ihm lieber als ein Ring, ein schöner Smaragd in Gold gefaßt. Mit chm fuhr er weit ins Meer hinein und warf ihn ins Wasser; dann kehrte er tiefbetrübt nach Hause zurück. Sechs Tage darauf fing ein Fischer einen ausnehmend schönen Fisch, den er dem Könige zum Geschenk brachte, und als man das Thier aufschnitt, lag der Ring in seinem Magen. Polykrates meldete das Alles dem Amasis. Dieser aber schickte einen Herold nach Samos und ließ seinem Freun e das Bündniß aufkündigen. „Unmöglich," schrieb er ihm, „kann es Mit btt ein* mal ein gutes Ende nehmen; lebe wohl!" Wirklich wurde auch Polykrates bald darauf ermordet.
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
114
Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen.
Könige gewesen zu sein; hier wurden sie in ungeheuere Felsengrotten beigesetzt, die mit allen Bequemlichkeiten des Lebens ausgeschmückt waren; selbst eine große Schatzkammer hatte jeder Leichnam bei sich, und eine starke Wache bewahrte die Schätze. Noch jetzt setzt der Anblick der Riesentrümmer dieser Stadt den Reisenden in Erstaunen, obgleich die meisten Säulen umgestürzt daliegen und Vieles mit Schutt und Gras bedeckt ist. Hier sieht man ganze Wälder von ungeheuren Säulen, an 50" Fuß hoch und von einer Dicke, daß drei starke Männer sie nicht umspannen können; Tempelmauern und hohe Thore stehen auf gewaltigen Terrassen; Treppen breiter als unsere breitesten Straßen, führen zu ihnen hinauf, und die hohen Mauern sind mit Inschriften und sorgfältig ausgeführten Bildhauerarbeiten bedeckt. Gewaltige Zeugen einer mächtigen Vorzeit!
21. Krieg der Perser mit den Griechen. — Miltiades. — Schlacht bei Marathon. 490.
Von Darius ist uns der Theil seiner Geschichte am wichtigsten, wo er mit den Griechen in einen Krieg verwickelt wurde. Die Veranlassung zum Kriege war kürzlich folgende: Nicht lange nach dem trojanischen Kriege hatten sich drei Völkerhaufen (Aeoler, Ionier und Dorer)', die aus Griechenland ausgewandert waren, auf der westlichen Küste von Kleinasien niedergelassen. Die Ionier waren darunter die zahlreichsten; sie brachten griechische Cultur mit und bauten eine Reihe von Städten längs der Küste des Archipels hin, die bald durch Handel so blühend wurden, daß sie den Städten im europäischen Griechenlande nichts nachgaben. Besonders waren es zwei Städte, die sich vor allen hervorthaten, Milet und Ephesus. Hier war ein Leben und Treiben, wie in unsern großen Seestädten; Schiffe gingen täglich ab, während andere in den Hafen einfuhren, und zahlreiche Karavanen aus dem Innern von Asien brachten die Erzeugnisse sremder Länder, die hier den erstaunten Blicken der Griechen zur Schau ausgelegt wurden. Herrliche Tempel und Paläste zierten diese Städte, und namentlich stand in Ephesus eins der schönsten Bauwerke des Alterthums, der köstliche Tempel der Artemis (Diana). Diese kleinasiatischen Griechen waren aber, als Cyrus Sardes erobert hatte, unter die Herrschaft der Perster gekommen und hatten seitdem nicht eben Ursache gehabt, sich über Härte zu beschweren. Aber
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192
Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier.
ging er nach Persepolis,.jener herrlichen Stadt, deren Trümmer jetzt noch die Reisenden mit Staunen erfüllen. Des Goldes allein mar hier so viel, daß man 20,000 Maulesel und 5000 Kameele brauchte, es wegzuführen! Wer denkt bei diesen Schätzen und bei der verlassenen Lage des Darms nicht unwillkürlich an Krösus und an Solons Ausspruch: .„Niemand ist vor dem Tode glücklich zu preisen!" Auch fand er hier eine große Bildsäule des Xerxes. Sie war von den eindringenden Soldaten umgestoßen worden und lag noch auf dem Boden. Alexander blieb stehen. „Soll ich dich liegen lassen, weil du Griechenland bekriegt hast, oder soll ich dich wegen deiner sonstigen Großmuth wieder aufrichten?" Nachdem er lange in tiefes Nachdenken versunken dagestanden hatte, ging er endlich still weiter. — Vier Monate blieb Alexander hier, damit sein Heer sich ausruhe, und alle Tage wurden hier in Festlichkeiten verlebt. Endlich waren die vier Monate um; Alexander wollte nun aufbrechen und gab seinen Freunden noch vorher in Persepolis einen großen Schmaus. Da fiel es einer Tänzerin aus Athen, die mit dabei war, ein: es müsse recht schön sich ausnehmen, wenn der ganze große Königspalast in Flammen stände; Xerxes habe ihn erbaut und da dieser die Griechen bekriegt und Athen verbrannt habe, so gezieme es sich, noch an seinem Andenken sich dadurch zu rächen, daß man ihn verbrenne. Das fanden die Berauschten ganz vortrefflich und man bat den Alexander so lange, bis er selbst eine Fackel ergriff und den schönen Palast zuerst anzündete, der auch gänzlich abbrannte! Wahrlich, keine königliche That!
Von Alexanders großer Freigebigkeit sind uns mehrere Beispiele aufbewahrt worden. Einmal sah Alexander, wie ein gemeiner macedonischer Soldat einen Maulesel vor sich hertrieb, der mit einem dem Könige zugehörigen Geldsack beladen war; endlich konnte der Esel nicht mehr von der Stelle. Da nahm ihm der Soldat den Sack ab und schleppte ihn keuchend weiter. Alexander fragte, was er da trage, und als er es erfuhr, rief er ihm zu: „Werde nicht müde, sondern trage den Sack vollends in dein Zelt und behalte ihn für dich!" — Er pflegte über nichts unwilliger zu werden, als wenn man seine Geschenke ausschlug. Daß man ihn um etwas bat, nahm er nicht leicht übel. Er hatte im Lager einen jungen Menschen, mit dem er zuweilen Ball spielte; dieser hatte noch nie ein Geschenk erhalten, weil er zu bescheiden war, den König darum zu bitten. Endlich aber gab er es ihm auf
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Extrahierte Personennamen: Xerxes Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Schmaus Xerxes Alexander Alexanders Alexander Alexander Alexander Alexander
194 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier.
wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu durchwandern; denn Darms floh bis in 'die entferntesten Provinzen jenseit des kaspischeu Meeres. Einmal war Alexander mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste und nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da halten einige Soldaten eine Quelle gefunden und füllten ihre Schläuche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser für unsere Kinder geschöpft; aber sollten die auch vor Durst sterben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe hängen ließen und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er es zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich allein, so würden diese hier nur noch mehr ihren Durst fühlen!" — Da riefen die Reiter allzumal: „Führe Ans getrost weiter, o König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so lcknge wir einen'solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung erfuhren endlich die Macedonier, daß Darms sich in der allertraurigsten Lage befinde. Einer seiner Statthalter, Bessus, ein sehr böser Mensch, hatte sich seiner bemächtigt und führte ihn gefangen mit sich fort; denn er hatte die Absicht, sich zum Könige jener Gegenden auszuwerfen. Alexander war so sehr geeilt — denn er hatte, um schneller fortzukommen, das Fußvolk zurückgelassen —, daß er endlich die Hütten erreichte, wo Darms und Bessus die letzte Nacht gerastet hatten. Im Fluge ging es nun weiter. Als aber Bessus sah, daß er den König nicht vor den Verfolgern retten könnte, versetzte er ihm mehrere tödtliche Stiche, ließ ihn blutend auf seinem Wagen liegen und eilte zu Pferde schnell fort. Es war auch für ihn die höchste Zeit; schon sah er hinter sich die Staubwirbel der ihn verfolgenden Soldaten aufsteigen. Kaum war er fort, so sprengten schon einige von Alexanders Reitern herbei und fanden den Darms in seinem Blute liegen. Der arme Mann — sonst Herrscher eines ungeheuren Reiches und von tausend Dienern umgeben, die auf feine Winke lauschten — hatte jetzt nicht einen Diener bei sich, der ihm das Nöthigste reichte. Er empsand, wie alle Verwundete, einen brennenden Durst und bat um einige Tropfen Wassers. Ein macedonifcher Soldat brachte es ihm in seinem Helme und erquickte ihn. „ Freund!" sagte Darius, das betrachte
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